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Vom Mythos des Normalen – Gabor Matés und Daniel Matés radikale Sicht auf Trauma, Gesundheit und Heilung

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Einleitung: Warum wir aufhören müssen, „normal“ sein zu wollen


Das Buch ist sowohl eine umfassende Diagnose unserer Zeit als auch ein leidenschaftlicher Appell für Mitgefühl, Ganzheitlichkeit und radikale Ehrlichkeit im Umgang mit uns selbst und anderen.


Warum mir das so wichtig ist hervorzuheben, ist, dass ich in meiner Praxis damit konfrontiert bin, wie wir versuchen uns anzupassen und uns in ein System quetschen, welches nicht (mehr) für uns geschaffen ist.

Mir selbst begegne ich in mir auch immer wieder, wie ich mich durch alte Geschichten der Vergangenheit weg komme von dem, was jetzt wichtig ist. Ich denke und handle dann aus der Vergangenheit und bin somit vollständig abgekoppelt von der Gegenwart.


Dies sehen wir überall auf der Welt. Richte den Blick in die weltweite Politik und betrachte das vermeintliche Machtspiel, das aufeinander draufhauen, das Recht-haben-wollen. Dabei merkt niemand mehr, wie wir aus einer alten hoch traumatisierten Vergangenheit nicht geheilte Wunden wiederholen und wiederholen und wiederholen.


Weltweit werden Frauen immer wieder stigmatisiert, unsere Rollen nicht anerkannt, Männer, die kaum noch ein Verständnis darüber haben, was wirkliche Männlichkeit bedeutet. Was bedeutet es für die Frauen, in einer patriarchalen Gesellschaft zu leben und ein wahres Selbst-bild in ihrer Urkraft zu definieren? Was heißt das für die Männer?


Was wäre, wenn wir es schaffen könnten, uns mitzuteilen, nicht aus der Vergangenheit, sondern aus dem Jetzt?

Was wäre, wenn wir immer wieder Räume schaffen, in denen wir das im geschützen Raum, erfahren und lernen könnten? Jetzt - für Morgen.


Es ist ein trauriges Spiel, wie wir uns mit unseren vollgesch... Windeln präsentieren und dabei nicht merken, wie wir durch Medien, durch Ablenkungsmanöver von den wirklichen Themen "abgeklenkt" werden.


In dem Buch: "Der Mythos des Normalen" zeigt Gabor Mate`auf eine wunderbare Art das Thema auf, er zerlegt ist ein einzelne Bereiche und untermalt es mit Beispielen aus seiner Praxis.

Was wir in der modernen westlichen Gesellschaft als "normal" ansehen, ständige Erreichbarkeit, chronische Überforderung, das Streben nach Effizienz, das Ignorieren emotionaler Bedürfnisse, ist laut dem Arzt und Traumaexperten Dr. Gabor Maté alles andere als gesund. In seinem Buch "The Myth of Normal: Trauma, Illness and Healing in a Toxic Culture" zerlegt er die Vorstellung, dass psychische Belastung, körperliche Krankheiten oder emotionale Leere individuelle Defekte seien. Stattdessen zeigt er: Unsere Gesellschaft ist selbst krank und das, was wir für normal halten, ist in Wahrheit eine kollektive Anpassung an Dysfunktionalität.


Teil 1: Was Trauma wirklich ist – und warum es uns alle betrifft


Gabor Maté stellt klar: Trauma ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in dir passiert infolge eines überfordernden Ereignisses oder einer Situation, der du emotional nicht gewachsen bist. Es ist die Abspaltung von Gefühl, Körperempfindung, Identität, eine Überlebensstrategie, die kurzfristig schützt, aber langfristig Leiden erzeugt.


Er unterscheidet verschiedene Arten von Trauma:

  • Schocktrauma: Eine einmalige, stark belastende Erfahrung wie ein Unfall, plötzlicher Verlust oder Gewalt.

  • Entwicklungstrauma: Wiederholte, subtile oder andauernde emotionale Verletzungen während der Kindheit, etwa durch fehlende emotionale Zuwendung, übermäßige Erwartungen oder inkonsistentes Verhalten der Bezugspersonen.

  • Transgenerationales und kollektives Trauma: Weitergabe von unverarbeitetem Trauma über Generationen hinweg oder durch gesellschaftliche Ereignisse wie Krieg, Kolonialismus oder soziale Ausgrenzung.


„Trauma is not what happens to you. It is what happens inside you as a result of what happened to you.” – Gabor Maté


Ein zentrales Problem ist laut Maté, dass unsere Gesellschaft Trauma nur in spektakulären Formen erkennt, etwa bei Kriegsveteranen oder Unfallopfern. Doch viele Menschen tragen eine tiefe innere Wunde in sich, die nie als solche erkannt wurde, weil sie „funktionieren“. Diese unsichtbaren Wunden sind oft schwerwiegender, weil sie im Verborgenen wirken.


Teil 2: Krankheit als Ausdruck – Nicht das Individuum ist krank, sondern das System


Maté argumentiert, dass viele Krankheiten – ob psychisch oder körperlich – nicht als individuelle Fehlfunktionen, sondern als Reaktionen auf ein gestörtes Umfeld verstanden werden sollten. Die Biografie eines Menschen spielt dabei eine immense Rolle.

Chronischer Stress, unterdrückte Emotionen und nicht gelebte Authentizität wirken sich nachweislich auf den Körper aus:

  • Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Lupus oder rheumatoide Arthritis treten häufig bei Menschen auf, die gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken.

  • Krebs wird mit emotionaler Erstarrung, unterdrücktem Groll oder tiefer Resignation in Verbindung gebracht.

  • ADHS ist laut Maté oft keine genetische Störung, sondern die Folge von Dysregulation im frühkindlichen Nervensystem, verursacht durch Unsicherheit, Stress oder mangelnde emotionale Resonanz.

  • Suchtverhalten ist nicht Ausdruck von Schwäche oder Willensschwäche, sondern eine fehlgeleitete Suche nach Verbindung, Linderung und innerer Sicherheit.


„The question is not why the addiction, but why the pain.” – Gabor Maté


Er verweist auf zahlreiche Studien, etwa die ACE-Studie (Adverse Childhood Experiences), die klare Zusammenhänge zwischen Kindheitserfahrungen und späteren Erkrankungen belegen.


Teil 3: Die toxische Kultur – Wie moderne Gesellschaften Trauma erzeugen


Unsere Gesellschaft ist laut Maté selbst ein Nährboden für Trauma. Viele kulturelle Normen und Werte fördern nicht Verbindung, sondern Entfremdung:

  • Leistungsorientierung statt menschlicher Präsenz: Menschen werden nach Produktivität bewertet, nicht nach Mitgefühl, Tiefe oder Präsenz.

  • Individualismus statt Gemeinschaft: Die neoliberale Idee vom „Self-Made-Man“ führt zu Konkurrenz, Einsamkeit und einer Illusion von Unabhängigkeit.

  • Technologie statt Beziehung: Digitale Kommunikation ersetzt immer mehr das direkte Miteinander – mit dramatischen Folgen für das Nervensystem.

  • Erziehung zur Anpassung: Kinder werden auf Effizienz, Funktionalität und Regelkonformität getrimmt – auf Kosten von Kreativität, Emotion und Autonomie.


„In this culture, what is considered normal is often the very thing that’s driving our disconnection and disease.” – Gabor Maté


Diese kulturelle Pathologie führt dazu, dass wir Symptome – wie Angst, Erschöpfung, Depression – nicht als gesunde Reaktion auf ungesunde Umstände erkennen, sondern als individuelles Versagen betrachten.


Teil 4: Die Rolle der Kindheit – Bindung vs. Authentizität


Ein zentrales Konzept in Matés Buch ist der Grundkonflikt zwischen Bindung und Authentizität:

  • Bindung ist überlebenswichtig. Kinder sind existenziell darauf angewiesen, von ihren Bezugspersonen geliebt und angenommen zu werden.

  • Authentizität ist ebenso wichtig – der Ausdruck der eigenen Gefühle, Impulse und Bedürfnisse.


Kommt es zum Konflikt, etwa weil das authentische Gefühl (z.B. Wut, Trauer, Bedürftigkeit) von den Bezugspersonen nicht akzeptiert wird, entscheidet sich das Kind unbewusst für die Bindung und gegen seine Authentizität. Die langfristige Folge ist emotionale Dissoziation, Scham oder ein unbewusstes Selbstbild von "Ich bin falsch".


„We learn to suppress our gut feelings to maintain relationships, and that comes at a cost.” – Gabor Maté


Viele Menschen, die heute im therapeutischen Kontext arbeiten oder Hilfe suchen, spüren diesen inneren Verlust, ohne ihn benennen zu können. Sie leiden unter Selbstzweifeln, Perfektionismus, Überforderung und suchen oft unbewusst nach der verlorenen Authentizität ihrer Kindheit.


Teil 5: Wege der Heilung – Vom Funktionieren zum Fühlen


Heilung beginnt laut Maté mit dem Wiedererkennen und Würdigen dessen, was unterdrückt wurde. Es geht nicht um Selbstoptimierung, sondern um Integration. Heilung ist kein Ziel, sondern ein Prozess der Rückverbindung:


  • Mit dem Körper: Viele Menschen sind chronisch dissoziiert. Heilung bedeutet, wieder zu spüren – Schmerzen, Grenzen, Lebendigkeit.

  • Mit Gefühlen: Unterdrückte Wut, Trauer oder Angst dürfen aus dem Keller geholt werden – nicht analysiert, sondern gefühlt.

  • Mit der eigenen Geschichte: Die Vergangenheit muss nicht „wegtherapiert“ werden, sondern braucht liebevolle Anerkennung.

  • Mit anderen Menschen: Kein Mensch heilt allein. Beziehung ist Medizin.


„Safety is not the absence of threat, it is the presence of connection.” – Gabor Maté


Maté betont die Wichtigkeit von Co-Regulation, Körperarbeit, kreativer Ausdruckskraft und achtsamem Gewahrsein. Heilung passiert dort, wo der Mensch sich gesehen, gehalten und gespiegelt fühlt – ohne Leistungsdruck, ohne Etikett, ohne Eile.


Unsere Normalität ist dysfunktional – und das zu erkennen ist der Anfang der Heilung


Das vielleicht kraftvollste Geschenk von „The Myth of Normal“ ist die Erlaubnis, aufzuhören, sich an eine kranke Welt anzupassen. Gabor Maté zeigt mit Wärme, Tiefe und wissenschaftlicher Klarheit, dass viele Symptome nicht auf individuelles Scheitern, sondern auf kollektive Prägung zurückgehen.

Heilung beginnt dort, wo wir beginnen, ehrlich zu fühlen. Wo wir uns selbst nicht länger als defekt sehen – sondern als zutiefst lebendige Wesen, die sich erinnern dürfen, wer sie in Wahrheit sind.

„What happened to you was not your fault. But healing is your responsibility – because no one else can do it for you.” – Gabor Maté

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde auf Grundlage des Originalwerks von Gabor Maté erstellt. Sie ersetzt keine vollständige Lektüre, bietet aber eine vertiefte Orientierung für therapeutisch oder persönlich Interessierte.


Wenn ihr euch jetzt erlaubt einmal tief Luft zu holen und den Atem langsam durch die Nase ausströmen zu lassen, was ist bei dir "hängen" geblieben?

Was wäre, wenn wir uns die Möglichkeit schenken, genauer hinzusehen, was uns "krank" macht? Das eine ist es, es zu lesen und zu "verstehen", das andere ist es, es zu verkörpern und ins Leben umzusetzen.


Das Wort "Heilung" bedeutet nicht, das etwas "heil" gemacht werden muss, du bist schon "heil". Doch was geschehen kann, ist, dass du tief in der ein Verständnis bekommst was sich bewegen kann, wenn du es los - lässt oder integrierst oder dahin verortest, wo es herkam.


Ich wünsche dir eine gute Zeit

Deine Ina Fabijenna












 
 
 

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