Wenn die Dunkelheit dichter wird: Warum die Rauhnächte uns rufen
- Ina Marino

- 28. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Es gibt Zeiten im Jahr, in denen die Welt leiser wird.
Nicht, weil wir es geplant hätten.
Sondern weil die Dunkelheit sich dichter legt, wie ein Mantel, den wir plötzlich wieder spürenauf der Haut, im Atem, im Herzen.
Und vielleicht kennst du genau dieses Gefühl gerade.
Dieses leise, kaum greifbare Ziehen. Eine Sehnsucht, die du nicht ganz benennen kannst. So, als würde etwas in dir flüstern:
„Halt. Schau hin. Es ist noch nicht vorbei.“
Der Dezember hat diese eigentümliche Art, uns zu entblößen.
Uns zu zeigen, wie müde wir wirklich sind.
Wie viel wir getragen haben.
Wie viel ungeweinte Tränen in den Tiefen lagern.
Wie viele Geschichten dieses Jahr geschrieben hat und wie wenige davon wir wirklich verdaut haben.
Und genau hier setzen die Rauhnächte an.
Diese Zwischenzeit.
Dieses alte Tor.
Dieser Raum zwischen Atemzügen,
zwischen den Jahren,
zwischen Licht und Schatten.
Ein Raum, der nicht von außen ruft,sondern von innen.
Warum so viele Menschen sich gerade jetzt nach Tiefe sehnen
Unsere Körper wissen, was unser Kopf so gern verdrängt, dass unsere Seelen:
Aufmerksamkeit bedürfen.
Zeit brauchen.
Sanftheit brauchen.
Die Rauhnächte erinnern uns daran, dass wir nicht einfach weiterlaufen können, wenn das Herz noch am Anfang des Jahres steht, oder irgendwo im Sommer liegen geblieben ist.
Sie erinnern uns daran, dass ein Abschluss nur dann wirklich ein Abschluss ist, wenn wir innerlich nachkommen.
Vielleicht ist da dieses Jahr viel passiert.
Vielleicht wurdest du erschüttert, erweitert, geprüft, beschenkt.
Vielleicht bist du Stellen begegnet, die du lange nicht ansehen wolltest.
Oder du bist an Orte gefallen,die dich mehr verändert haben, als du zugeben möchtest.
Und vielleicht…
spürst du jetzt, in dieser Dunkelheit:
Ich brauche einen Ort,an dem ich mich selbst wieder spüren kann.
Die Rauhnächte als Reise: nicht nach außen, sondern nach innen
Die alten Geschichten sagen, dass in diesen 12 Nächten die Schleier dünner werden.
Dass unsere Träume lauter sprechen.
Dass unsere Körper weicher werden.
Dass das, was ungelöst ist, sich zeigt, oft behutsam, manchmal eindringlich.
Es ist, als würde die Dunkelheit selbst eine Hand auf unseren Rücken legen und sagen:
„Komm.Ich habe etwas für dich.“
Nicht als Drohung. Sondern als Einladung.
Denn die Rauhnächte sind nicht dunkel, um uns zu erschrecken. Sie sind dunkel, damit wir das Licht in uns wiederfinden.
Und vielleicht spürst du es jetzt schon: den Keim.
Dieses kleine, zarte, unsichere Etwas.
Dieses Gefühl, dass etwas Neues entstehen will.
Etwas, das noch keinen Namen hat.
Etwas, das in deiner Tiefe bereits Form annimmt, während du im Außen noch suchst.
Die Rauhnächte sind die perfekte Zeit dafür:
Für das Horchen.
Für das Stillwerden.
Für das Wachsenwollen.
Sie sind der Moment, in dem du dir selbst begegnest, nicht auf der Oberfläche, sondern am Grund deiner Seele.
Vielleicht ist dieses Jahr nicht zu Ende,
bis du es bewusst verabschiedet hast.
Vielleicht braucht dein Inneres einen Raum, in dem es weich werden darf, ehrlich, ungefiltert.
Einen Raum, in dem du die Perlen dieses Jahres findest, auch die, die unter Schmerz begraben sind. Auch die, die du fast übersehen hättest. Auch die, die du dir selbst schenken wolltest.
Und genau hier beginnt die Magie der Rauhnächte. Hier, im Zwischenraum.
Im Noch-nicht-Neu und Nicht-mehr-Alt. Im Innehalten vor dem nächsten Atemzug.
Und vielleicht,wenn du ganz leise wirst, kannst du es schon fühlen:
Dass diese 12 Nächte dieses Jahr für dich etwas bereithalten könnten.
Etwas, das du schon lange suchst.
Etwas, das du noch nicht zuzulassen wagtest.
Etwas, das dich ruft.
Vielleicht ist es Zeit, diesem Ruf zu folgen.
Breathwork in den Rauhnächten
Atem. Dunkelheit. Rückkehr.
Die Rauhnächte sind eine Schwelle, ein Zeitraum außerhalb der Zeit, in dem sich die Tore zwischen dem Sichtbaren und dem Unausgesprochenen öffnen. Und mitten in diesem Zwischenraum liegt ein uralter Zugang zu dir selbst: dein Atem.
Im Rhythmus des Winters, dort wo die Natur innehält und jede Bewegung weicher wird, führt dich Breathwork zurück zu dem, was du im Laufe des Jahres verloren, vergessen oder verschoben hast. Der Atem wird zur Laterne im Dunkeln — zur Wärmequelle, die dich wieder in deinen Körper holt, wenn das Leben laut war oder du dich selbst ein Stück weit zurückgelassen hast.
In diesen 12 Nächten wirst du
altes Gepäck lösen, das dich in das neue Jahr nicht begleiten soll,
deine Nervensystem-Spannung glätten,
Einsamkeit und Überforderung aus dem Körper atmen,
innere Räume öffnen, die lange leise nach dir gerufen haben,
und dich neu ausrichten auf das, was wirklich wachsen will.
Der Atem wird dein Anker.
Die Rauhnächte werden dein Übergang.
Und du selbst wirst zur Quelle des neuen Lichts.
Deine Ina Fabijenna





Kommentare