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Be aware

Autorenbild: Ina MarinoIna Marino

Gewahrsein und Präsenz in der tantrischen Massage und Begegnung

Tantrische Massage und Begegnung sind mehr als sinnliche Berührungen – sie sind eine Einladung in den gegenwärtigen Moment, in ein tiefes Feld von Präsenz und Bewusstsein. Wenn Berührung aus einem Raum des reinen Gewahrseins geschieht, kann sie heilsam, transformierend und ekstatisch zugleich sein.

Berührung als Meditation

In der tantrischen Massage geht es nicht um Technik oder Zielgerichtetheit, sondern um das Lauschen mit den Händen, das Spüren mit dem ganzen Körper. Jede Berührung kann ein Gebet sein, ein Moment vollkommener Hingabe an das Jetzt.

Gewahrsein in der Berührung bedeutet:

  • Nicht etwas „tun“ zu wollen, sondern das, was da ist, vollständig zu fühlen.

  • Den Kontakt nicht zu kontrollieren, sondern zu erlauben, dass er sich entfaltet.

  • Das energetische Feld der Begegnung wahrzunehmen – nicht nur den Körper, sondern auch die feinen Schwingungen von Emotionen und Lebendigkeit.

Wenn Berührung aus Präsenz geschieht, fühlt sie sich nicht mechanisch an, sondern lebendig, atmend, pulsierend. Der/die Empfänger:in kann sich tiefer entspannen, weil keine Erwartung oder Absicht in der Berührung liegt – nur reine Präsenz.

Gewahrsein und Lust: Die Kunst der Langsamkeit

In der tantrischen Begegnung wird Lust nicht als etwas betrachtet, das „erzeugt“ werden muss, sondern als etwas, das immer da ist – tief verborgen in jeder Zelle, in jedem Moment. Lust entfaltet sich, wenn Raum entsteht. Ein Raum der Hingabe und des puren Seins.

Durch langsame, bewusste Berührungen kann sich der Körper erinnern, wie es ist, nicht etwas leisten zu müssen. Wenn Gewahrsein in die Berührung fließt, kann jede noch so kleine Bewegung ekstatisch sein – ein Hauch, eine sanfte Hand auf der Haut, das Streichen der Fingerspitzen über den Nacken.

Präsenz in der Berührung bedeutet:

  • Langsamkeit – den Moment auskosten, anstatt von einem Punkt zum nächsten zu hetzen.

  • Tiefe Atmung – bewusst atmen, um den Fluss von Energie zu spüren.

  • Empfänglichkeit – nicht nur geben, sondern auch empfangen, ohne Erwartung.

Das Feld des Gewahrseins in der Begegnung

Gewahrsein eröffnet dir eine Tür zu einem tieferen, nicht-dualen Erleben. In der tantrischen Begegnung können beide Partner:innen – ob in einer Massage oder einem achtsamen Zusammensein – sich als Teil eines größeren Feldes von Bewusstsein erfahren.

Dieses Feld ist frei von Zielen. Es ist ein Raum, in dem sich Lust und Stille, Bewegung und Ruhe, Nähe und Weite harmonisch verweben. Es ist das Zusammenspiel von Yin und Yang. Dem weiblichen und männlichen Potential, der Energie aus dem ALLES geboren wird.

Wenn beide Menschen in diesem Gewahrsein verweilen, wird die Begegnung zu einem Tanz jenseits von Konzepten – nicht „ich berühre dich“ oder „du berührst mich“, sondern reine, gegenwärtige Lebendigkeit, die sich durch Berührung ausdrückt.

Die Magie der bewussten Berührung

Gewahrsein in der tantrischen Massage und Begegnung verwandelt gewöhnliche Berührung in eine tiefgehende, energetische Erfahrung. Es geht nicht darum, etwas zu erreichen, sondern darum, in jedem Moment vollkommen präsent zu sein – mit allem, was auftaucht.

Wenn Berührung aus diesem Raum geschieht, kann sie Heilung bringen, Lust vertiefen und die Erfahrung der reinen Präsenz in den Körper holen. Tantra erinnert uns daran, dass Berührung nicht nur physisch ist – sie ist ein Tor zum Unendlichen, eine Möglichkeit, das Leben in seiner ganzen Fülle zu spüren.


Gewahrseinspraxis: Heilung und Ekstase im Feld der Achtsamkeit

Was bedeutet Gewahrsein?

Gewahrsein ist mehr als Achtsamkeit. Während Achtsamkeit oft als fokussierte Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment beschrieben wird, ist Gewahrsein ein weiter, offener Zustand des Seins. Es ist ein Feld der Wahrnehmung, das alles einschließt – Gedanken, Emotionen, Körperempfindungen, äußere Reize und das subtile Spiel des Lebens. Das große Nichts und dennoch alles. Es umfasst im Raum die große Schwärze, in der du deinen Weg aus der Einheit in die Fülle beschreiten kannst.

Gewahrsein bedeutet nicht, etwas Bestimmtes zu tun oder zu verändern, sondern präsent zu sein – radikal und ohne Widerstand. Es ist das offene Gewahrwerden dessen, was bereits da ist, ohne es zu analysieren oder zu bewerten.

Gewahrsein und Trauma: Sanftheit als Heilung

Traumatische Erfahrungen hinterlassen oft Spuren im Körper und im Nervensystem. Häufig sind sie mit einer inneren Fragmentierung verbunden – ein Teil von uns ist hier, ein anderer ist eingefroren in der Vergangenheit.

Die Gewahrseinspraxis bietet einen sanften Weg, mit diesen Fragmenten in Kontakt zu treten, ohne sie zu erzwingen. Wenn wir achtsam auf unsere innere Landschaft lauschen, können wir die subtilen Spuren des Traumas erkennen: ein schneller Herzschlag, eine Enge in der Brust, ein Ziehen im Bauch.

Doch anstatt in eine Geschichte über Schmerz zu verfallen, bleiben wir einfach mit dem, was ist. In diesem bewussten Raum kann Heilung geschehen – nicht durch Verdrängung oder Kontrolle, sondern durch liebevolles Dasein. Das kann schon viel sein. Alles darf sein, sich die Erlaubnis schenken und sich Zeit zu lassen, dass es da sein darf.

Ein zentraler Aspekt der Gewahrseinspraxis bei Trauma ist Titration: Wir berühren das Unangenehme behutsam, bleiben nicht zu lange dort und kehren dann zu etwas Angenehmem zurück. Dieser Wechsel ermöglicht es dem Nervensystem, sich sicher zu regulieren und neue Wege der Integration zu finden.

Gewahrsein und Lust: Ekstase im Jetzt

Gewahrsein ist nicht nur ein Werkzeug zur Heilung von Trauma – es ist auch ein Tor zur Lust, Ekstase und tiefem Genuss. Wenn wir uns erlauben, unsere Empfindungen vollständig zu spüren, ohne sie zu blockieren oder zu bewerten, entfaltet sich ein tiefes Gefühl von Lebendigkeit.

Lust ist oft mit Kontrolle und Zielgerichtetheit überlagert – sei es in der Sexualität oder im alltäglichen Vergnügen. Doch wahre Lust entsteht, wenn wir vollständig in der Erfahrung aufgehen, ohne sie zu manipulieren.

Durch Gewahrsein können wir entdecken:

  • Lust ist nicht nur sexuell – sie ist die Freude an der Berührung des Windes auf der Haut, das Schmelzen eines Stücks Schokolade auf der Zunge, das prickelnde Gefühl der Morgensonne.

  • Ekstase ist ein Zustand des Seins – nicht etwas, das man „bekommen“ muss, sondern etwas, das sich entfaltet, wenn Widerstand verschwindet.

  • Das ganze Spektrum der Sinnlichkeit ist willkommen – Lust und Schmerz, Spannung und Entspannung, Wärme und Kühle.

Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf den Körper richten, können wir den Puls des Lebens in uns spüren – die feinen Strömungen von Energie, die sich ausdehnen, zusammenziehen, fließen und vibrieren.

Das Feld des Gewahrseins: Jenseits von Kontrolle

In der Tiefe ist Gewahrsein nicht nur eine Praxis, sondern ein Zustand des Seins. Es ist wie der Himmel, der alle Wolken willkommen heißt – Sonne und Sturm, Stille und Chaos.

Wenn wir lernen, im Feld des Gewahrseins zu ruhen, geschieht etwas Magisches:

  • Wir erkennen, dass nichts „weg“ muss – weder Schmerz noch Lust.

  • Wir erfahren, dass wir nicht unsere Gedanken oder Emotionen sind, sondern das Bewusstsein, das sie wahrnimmt.

  • Wir beginnen, uns selbst als weiten, offenen Raum zu erleben – frei von Anhaftung, frei von Angst.

Die Kunst, sich dem Leben hinzugeben

Gewahrsein ist eine Einladung, dem Leben zu vertrauen – in all seinen Schattierungen. Es hilft uns, Trauma zu integrieren, Lust tiefer zu genießen und uns als grenzenloses Bewusstsein zu erfahren.

Die Essenz dieser Praxis liegt in einem einfachen, aber tiefen Satz: Erlaube allem zu sein, wie es ist. Wenn wir das tun, öffnet sich ein Raum von unendlicher Tiefe – ein Raum, in dem Heilung und Ekstase nicht Gegensätze sind, sondern zwei Ausdrucksformen derselben Präsenz.


In aller Liebe zu dir

Deine Ina Fabijenna

 
 
 

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