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AutorenbildIna Marino

Rauhnacht - die Zeit zwischen den Jahren


In diesem Jahr hat mich der Rückzug schon im Oktober gepackt. Das Außen ist in diesem Jahr für mich recht anstrengend. Es fällt mir schwer, mich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Oder anders formuliert, wie gestalte ich einen Tages-, Monats- und Jahresplan, der mich nicht so herausfordert, dass ich das Gefühl habe, von mir selbst Urlaub zu brauchen?

Im Moment, naja, ist auch ein bisschen meine Natur, versuche ich alles auf einmal und hintereinander zustopfen.

Die Frage, die mich bewegt ist, wie gestalte ich eine selbständige Arbeit und wie starte ich durch?

Was genau kommt wann? Was ist prio 1 und prio 2 und so weiter.

In dieser kommenden Winterzeit zieht mich die Dunkelheit wieder tief in Emotionen, Gefühlen und macht mich körperlich schlapp.

Normalerweise liebe ich es mit schwinden des Lichtes mich zurück zuziehen und mit mir selbst und für meine Liebsten dazu sein. Dieser Rückzug ist sehr wichtig, damit wieder alle Kanäle genährt und gestärkt werden können.

Nicht umsonst gibt es im Jahreskreis Zeiten des Ausruhens, des Säens, des Wachsens und der Ernte. In den vier Jahreszeiten ist das wunderbar verankert. Im traditionellen Kreisen gibt es für alle Jahreszeiten und der Intension, die sie haben, Jahresfeste.

Imbolc, Frühjahres Tag- und Nachtgleiche, Ostera, Beltane,Sommersonnwende, Schnitterfest, Herbst Tag- und Nachtgleiche, Samhain, Wintersonnwende und die Rauhnächte.

Die Wintersonnwende läutet die Rauhnächte ein. Das sind die Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Jänner im darauffolgenden Jahr.

Ab Samhain zieht sich die Natur langsam zurück. Die Pforten zur Anderswelt stehen offen und wir sind eng mit unseren Ahn*innen verbunden. In México wird dieses Fest traditionell ganz bunt gefeiert. Die Toten werden verehrt und mit viel Essen und gemeinsamen Festen auf den Friedhöfen geehrt. Denn ohne sie und ihren Weg, wären wir nicht hier.

Vielerorts wird dieses Fest bunt gefeiert und nicht in trister Weise und Stille dagesessen und traurige Gesänge gesungen.

Würden wir das wollen? Wollen wir, dass unsers Nachfahren keine lustigen Geschichten über uns erzählen, oder auch schon mal wütend sind? Das ist doch wunderbar und gibt Kraft, auf allen Ebenen, sowohl hier als auch im Jenseits.

Also, ab Samhain sind die Tore offen und es macht Sinn sich mit sich selbst und dem Tod auseinander zusetzen. Wir sterben alle einmal und hin und wieder können wir Rückschau halten, um zu sehen, ob ich genau so lebe, wie ich das möchte und ob es genau das ist, was ich zurücklassen möchte. An was sollen sich unsere Nachkommen erinnern? Was hinterlasse ich? Dazu lädt diese Zeit ein.

Am Tag der Wintersonnwende ist dann ein magischer Drehpunkt. Es ist die längste Nacht und der kürzeste Tag. Hier werden wir eingeladen das Licht willkommen zu heißen.

In der Natur regt es sich langsam wieder. Auch wenn der Winter noch bevor steht, ist es klar, dass bald der Frühling naht.

Diese Zeit nach der Wintersonnwende ist sehr magisch. Es ist ein Gefühl, als wenn die Zeit still stünde. Ein Innehalten der Natur, bevor sie ausatmet und sich anfängt zu regen.

Durch die christliche Mythologie wurde dem kommenden Licht die Geburt Jesu, als Lichtbringer hinzugefügt. Dieses Datum wurde nicht einfach so zur Geburt erklärt. Die Kirche konnte die alten Brauchtümer nicht aus der Bevölkerung löschen, sie waren tief in der Tradition verankert. So ließ sie ihre christlichen Feste auf die alten Festtage fallen und ganz allmählich wurden sie umschrieben. Doch kann eine uralte Tradition nicht einfach ausgelöscht werden. An vielen Orten wurde sich derer immer wieder erinnert und somit blieben sie in der Überlieferung erhalten und wurden immer weiter gegeben.

In dieser Zeit kann an vielen Orten erlebt werden, wie sich die Bräuche vermischen.

So auch zur Wintersonnwende. Weihnachten wird gefeiert, mit viel Licht, mit einem Kirchgang, mit gemeinsamen Essen und dem Teilen in der gesamten Familie, oder mit Freunden.

Klar, in heutiger Zeit, wo ständig gearbeitet werden muss, darf, wird aus der letzten Minute noch etwas rausgeholt.

Und vielleicht ist das genau die richtige Zeit, um in den Momenten, in denen es still werden darf, wir innehalten und einfach mal lauschen, was uns in diesem einzigen Moment bewegt.

Was habe ich erlebt an diesem Tag, welche Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, wie habe ich mich gefühlt?

Wir rasen durch den Tag und manchmal durch die Nacht und wissen gar nicht mehr, was wann geschehen ist. Der Logos ist 1A am Start und hält uns aufrecht und im Handeln. Er erzählt uns, was aus alten Geschichten entstanden ist, doch sind wir nicht im Hier und im Jetzt..

Was hilft?

Innehalten UND NICHTS TUN.

Ehrlich gesagt, kann ich auch schlecht, doch ich weiß, dass das die besten Momente sind, in denen sich etwas neues gestalten darf.

Ein Hamster, der immer nur rennt, weiß irgendwann nicht mehr, dass er das tut. Es ist selbstverständlich für ihn geworden.

Steigt er einmal aus und schaut sich um, stellt er fest, dass die Welt größer ist, als er bisher wahrgenommen hat.

Dazu laden die Rauhnächte ein.

Einkehr, Verschnaufen, mal Dinge tun, die sonst nicht getan werden. Wie z.B. Morgens einfach mal länger im Bett bleiben und genüßlich von der warmen Bettdecke aus dem Fenster schauen. Spazierengehen mit einer Frage und sich jeden Schritt bewusst machen.

Oder mal mit links essen.

All dies hat jetzt Raum (Im Grunde kannst du das immer mal machen). Gönn dir die Frage, ob ich mir erlaube mal Pause zu nehmen und mich den alten Ritualen und Jahresfesten hinzugeben.

Für mich ist es seit langer Zeit Bestandteil meines Jahres, dass ich mich zurückziehe und mich nur auf das Wesentliche konzentriere.

Es tut gut, sich mit sich, der Natur und dem Geistigen zu vereinen und Kraft und Licht zu schöpfen für das Kommende, was schon ganz nah ist.

Wie der Winter, der zwar erst beginnt und doch schon die Hoffnung des nahenden Frühlings in sich trägt.

Feiert, zelebriert eure Feiertage und feiert euch und euer Leben.

Namaste

















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