In jeder Kultur hat es Menschen gegeben, die sich den Themen rund um das Sterben und des Lebens gestellt haben. Sie haben sich intensiv damit auseinander gesetzt, was es heißt mit dem Sterben an sich um zu gehen, darüber hinaus zu denken, zu fühlen, zu reagieren und agieren. Sei es um rituelle Geschehnisse, um Religöse Anliegen und auch um die Bestattung. Thematisch gesehen ist jeder Tod eine Veränderung der größten Ordnung die wir kennen. Wir kennen Umzüge, abgerissene Freundschaften, neue Schul-, oder Arbeitsbereiche, in denen wir von alten Dingen Abschied nehmen. Genau genommen nehmen wir jede Sekunde, Minute, jeden Tag Abschied von etwas “Altem”, nur nehmen wir es nicht wahr, oder “müssen” dadurch, ohne nach hinten zu schauen. Bei einem Tod ist die Reise plötzlich unterbrochen. Nichts ist mehr, so wie es war, und es wird auch nicht mehr, so wie es war. Alles verschiebt sich, es gibt keine bekannte Variable, die zu berücksichtigen etwas hergibt.
Hier gilt es einen neuen Bereich mit ins Leben zu integrieren, der mit der eigenen Sterblichkeit zu tun hat. Und plötzlich ist jemand tot, den wir geliebt, gekannt hatten. Was macht das mit uns, wie kann ich aus dieser Situation, so viel Mut und Kraft schöpfen, das das Leben wertvoll ist , mich trägt und einen großen Schritt stabiler macht?
Diese Themen sind nicht auf das Alter beschränkt, auch Kinder und Jugendliche, jedes Alter ist davon betroffen, entweder durch Krankheit, Eltern versterben, Oma und Opa , oder liebgewonnene Menschen, die durch einen tragischen Unfall aus diesem Leben weichen und alle von uns treten dann eine neue Reise an.
Dieses Unbegreifliche Begreifbar zu machen, ist Teil der Arbeit, die Sterbeammen und Sterbegefährten tun. Sie können den Menschen unterstützend Hilfe anbieten, mit einem Koffer voll Werkzeugen. Sie bieten Unterstützung in vielen Gebieten an, Trauer begreifbar zu machen, Unterstützung darin wieder in die Handlung zu kommen, einfach da sein und in Akzeptanz sein. Den Hinterbliebenen eine Zukunft aufzuzeigen, die die Trauer als festen Bestandteil einbezieht. Gemeinschaften bilden, die als Gesamtheit eine Stabilität bildet und nicht ausgrenzt. Sie können auch darin unterstützen, Angst, Zweifel, Sorgen anzuschauen, um neue Qualitäten zu entdecken und auch zu erkennen, das hinter jedem Sturm auch wieder die Sonne lacht. Alles ist mit allem verbunden.
Auch darum können sich Sterbeammen und -Gefährten hin wenden. Den Verstorbenen ein gutes Geleit zu geben, damit sie Ihre Reise gut angehen und am Ziel ankommen. Hier gilt es den Blick über den letzten Atemzug hinaus zu wenden. Vielleicht auch über den ersten Atemzug.
Das ist eine Arbeit, ich nenne es eher Passion, oder Berufung, die mich mehr berührt, als alles andere, was ich je erlebt und durchlebt habe. Es ist eine Bereitschaft eine Sehnsucht heil zu werden, mit allen Bereichen, die uns das Leben schenkt, oder abverlangt. Je nach Ausgangspunkt.
Inhaltlich habe ich manche Wörter, oder auch Aussprüche aus der Ausbildung von Claudia Cardinal und der Sterbeammenakademie entnommen. Unsere Dozentin hat mich in vielerlei Hinsicht tief bewegt und ich hoffe, dies in diesem Text mit einfließen können.
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