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Was geschieht neuronal während der Trauer

Ein Mensch ist verstorben, ein Mensch, der uns nahe stand, ein Kind, welches wir tagelang, wochenlang, monatelang, ja sogar jahrelang begleitet, betreut, mitgelitten, geliebt haben.

Eine Zeit in der wir über die Erschöpfungsgrenzen hinaus getreten sind. Mit aller Hoffnung für ein Leben, das, wie wir wussten, endet, endet, bevor wir sterben.

Das alleine reicht schon, um im Körper eine Schocksituation hervorzurufen, mit allen Symptomen die wir von einem Schock kennen. Schlaflosigkeit, Schwitzattacken, Herzrasen, kalte Hände und Füße. Im Hirn werden die Funktionen kurzgeschlossen, auf die notwendigsten Gefäße und lebenserhaltenden Prozesse zurückgedreht.

Geht dieser Prozess eine Weile und hat keine Zeit in Ruhe aufgelöst und er-löst zu werden, kann er manifest werden. Der Körper ist in Daueralarmbereitschaft. Wir reagieren nicht mehr gelassen, denn wer weiß, was als nächstes passiert. Der Verstand kann hin und wieder nicht mehr unterscheiden, ob Freund oder Feind, ob etwas lebensbedrohlich ist, oder nur eine kleine Krise, die wir sonst als eine kleine Welle des Lebensspiels erkannt hätten.

Es kann bei fortschreitender Schocksymptomatik zu Panikattacken kommen. Der ganze Mensch ist in Alarmbereitschaft. Kleinste Geschichten und Erleben, wie ein Arztbesuch, können einen Panikzustand auslösen.

Begleiten wir unser eigenes Kind und sind noch Geschwister da, versuchen wir als Eltern die "Ruhe" zu bewahren. Wir lächeln, wirken entspannt, wickeln den Alltag ab, tun so, als wenn wir alles im Griff haben. Wir kämpfen auf allen Fronten, mit der Frühförderstelle, mit dem Kindergarten, mit Pflegestellen, Krankenkassen, Pflegekassen, Schule, Hilfsmittelanträgen u.s.w.

Wo bleibt da die Zeit, für die Liebe, die ruhige Pflege, die Zeit, für einen selbst?

Doch wir machen weiter, weil wir LIEBEN. Weil wir LEBEN wollen, so gut es geht.

Wir wissen....

Und dann kommt der Tag, die Stunde, die Minute, die Sekunde, wo das Kind, der geliebte Mensch einatmet und das Herz aufhört zu schlagen.

SCHOCK und WISSEN

Und wieder dürfen wir agieren, reagieren, sollen standhaft sein, alles MEISTERN.

Das ist der Moment, wo aus dem Schock und der Panik, eine Dissoziation entstehen kann. Wir sind nicht mehr vollständig. Es fehlt ein Teil, der uns Halt und Stand gegeben hat.

Ein Teil bricht weg. Dieses Wegbrechen kann sich im Körper niederschlagen in teilweisen Taubheitsgefühlen in verschiedenen Regionen (Beine, Arme), ein entfremden von Emotionen ist möglich. Freude wird nicht wirklich empfunden, es gibt eine gewisse Dumpfheit. Die Trauer, darf sie sich äußern, hat sie Raum in der Familie, oder wird auch sie eingeschlossen?

Der Körper kann anfangen zu schmerzen, die Erschöpfung schlägt sich nieder, große Müdigkeit ist da. Vergesslichkeit und Verwirrung sorgen für Unsicherheit. Das Gefühl nicht mehr richtig zu ticken und neben der Spur zu laufen.

All das sind nur einige Symptome, die auftauchen können. Das liegt, in der Verschaltung im Gehirn und welches Nervensystem angesprochen ist. Ob der Parasymphatikus, oder der Symphatikus.

Beide sind verantwortlich für unser Handeln im Alltag, ob wir zur Ruhe kommen, oder im aktiven Modus sind.

Alles ist normal, denn es gibt keine Norm mehr. Wir dürfen uns neu definieren, Uns selbst finden,

das bedeutet, auf die Zeichen zu hören, sich wahrnehmen, den Emotionen Raum geben.

Das heißt auch der Panik und dem Schock den Raum zu geben, sich immer wieder zu zeigen, sich nicht scheuen Hilfe anzunehmen und langsam und mit ganz viel Mitgefühl mit sich umzugehen.

Ich weiß, dass der ALL-Tag enorm viel abverlangt. Integration auf einer anderen Ebene. Geht das überhaupt? Darf ich MIT meinem Erlebten, MIT meiner Trauer, da sein, darf ich jetzt anders sein? Darf ich schwach sein? Darf ich Zeit haben, mich kennen zu lernen?

Ich gebe hier keinen Rat, keinen Tipp nur die Botschaft: ALLES IST NORMAL


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