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Berührungspunkt VI

Aktualisiert: 1. Juni 2022




Eine kleine Geschichte, der ich heute über den Weg gelaufen bin, möchte ich an den Anfang dieses Blogs stellen.

Es ist die Geschichte von Laotse und einem alten verdorrten Baum:


Ein Schüler von Laotse schritt eines Tages durch einen Park und sah einen alten verdorrten Baum. Dieser Baum trug keine Blätter und keine Früchte mehr. Er stand nur noch so da und störte in diesem Augenblick den Anblick des Schülers.

Einige Zeit später ging dieser Schüler zu Laotse und erzählte im von diesem Baum-

"Wieso steht dieser Baum noch in diesem Park, er tut nichts, es gibt keine Blätter und keine Früchte mehr. Er nimmt den jungen Bäumen den Platz weg, den sie brauchen, um groß zu werden und um viele Früchte zu tragen. Er ist nicht mehr zu gebrauchen und unnütz."

Laotse antwortete darauf:

"Sei wie dieser Baum. Bist du nützlich, wirst du zersägt und zu Möbelstücken i Haus eines anderen gemacht. Bist du schön, wird man dich zur Ware machen und auf dem Marktplatz verkaufen. Sei wie dieser Baum...völlig unbrauchbar. Dan wirst du in Ruhe wachsen können und alt werden und Tausende werden Schatten unter dir finden. Jedermann weiß, wie nützlich es ist, nützlich zu sein. Niemand scheint zu wissen, wie nützlich es ist, unnütz zu sein."

Man konnte den Baum nicht zu Geld machen, doch hatte er viel Zeit in seinem Leben und stiftete über eine Menge Wert, indem er seine Natur erfüllte.

Damit wir als brauchbare Arbeitnehmer und Käufer verarbeitet werden können, sollen wir gerade wachsen, einer wie der nächste geformt. Und so schneiden uns die Eltern und Verwandten, die Lehrer in der Schule, die Ausbilder und Professoren alle Äste ab, die überstehen. Am Ende passen wir in die Standardnorm.

Werde unnütz und tue nichts. Doch werden mit den schiefen und krummen Ästen, die unvernünftig in alle Himmelsrichtungen ragen, auch unsere Träume, unsere Einzigartigkeit, unsere Besonderheit, unsere Natur zurechtgestutzt. Teile, die uns ausmachen, sterben ab, weil sie nicht mit Liebe gegossen wurden, sondern mit Kritik und scharfen Worten, schlechten Zensuren, mit Hausarrest, Bestrafungen und anderen komischen Ideen erniedrigt und desillusioniert wurden. Geschieht das eine Weile, ist es fast geschafft und wir sind genormt.

Doch kann aus dieser Situation ausgebrochen werden? Ja.

Wie ein Baum neue Äste treiben kann, solange er lebt, so können auch wir unsere Träume und unsere einzigartige Lebendigkeit neu wachsen lassen.


Also werde unnütz und schenke deiner Umgebung Halt und Schutz.

Sei unnütz und vor allem locker deine eigenen Zügel. Lerne der eigenen Natur ihren Lauf zu lassen und beobachte, wohin das führt. Welche Äste, welche Anteile in dir treiben wieder Blüten und zeigen sich, strecken sich zum Licht und wollen gesehen werden.

Nicht anpassen lässt dein Licht in allen Ebenen leuchten, sondern, dass du dir deiner nahen Natur bewusst bist.

Mal nichts wollen, nichts erreichen, nichts bestimmtes werden.

Nur sein und werden, wer wir wirklich sind. Unangepasst, fröhlich einfach so, schräg und mit bunten Socken, jedoch lebendig.

Wer weiß, wem du dann in diesem Moment Schatten spenden kannst, wer zu dir kommt und sich ausruht. Kraft schöpft.


Was hat diese Geschichte mit Berührung zu tun?

Sehr viel, schau nicht mit dem Verstand, sondern schau aus deinem dritten Auge, oder schau aus deinem Herzen, oder aus deiner Essenz, die du bist.

So wie der Baum durch seine Wurzeln und durch seine Äste mit anderen Bäumen verbunden ist, ist er ein Teil eines Systems der Kooperation, der Information und einer großen Gemeinschaft. Wir sind ebenfalls mit allem, was ist, verbunden. Alles ist Information und alles ist Energie.

Wenn wir uns auf unsere eigenen Kräfte und unsere Aufgabe erinnern, dann reicht es aus, NUR dieses zu tun, bzw. nichts weiter zu tun. Oft reicht es aus, nichts zu tun und dem Lauf der Dinge wartend entgegen zu treten. Ist das warten und passiv?

Nein, es geschieht ständig etwas. Wir atmen, wir denken, wir fühlen, wir reden, wir denken, wir tun immerfort irgend etwas.

Das gleiche gilt für Berührungen. Wenn ich mich um mich kümmere und darauf konzentriere, das es mir gut geht, so kann das Gegenüber das Gleiche tun und dadurch entsteht ein weiterer Raum, für Begegnung, für Erneuerung, für Berührung. Nichts wollen ist so schwer für uns alle, da wir wie oben beschrieben, ab dem Kindergarten verf(n)ormt werden.

Innerhalb einer Begegnung berühren sich Energiefelder schon allein durch die Intension, dass es eine Aktion, eine Berührung geben kann. Erlauben wir uns wirklich die Zeit und den Raum, um zu erspüren, was WIRKLICH gewollt ist? Wir sind so in Vorstellungen und an bestimmte Themen gewohnt, dass wir auch dann genau das wollen, was wir uns vorgenommen haben. Sei es eine Begegnung, oder in diesem Fall eine bestimmte Massage zu erhalten.

Wir machen einen Termin, wollen uns etwas “Gutes tun“ und dann erhalten wir das und gehen manchmal leerer raus, als das wir rein sind.

Das hat was damit zu tun, dass du eine Intension hattest, und überlegst vielleicht gar nicht mehr, ob es das in diesem Moment wirklich so ist. Es könnte ja sein, dass ich einen Raum brauche, der nicht Massage sagt, sondern mir eine Zeit schenkt, in der ich nur reden will, oder schweigen.

Plötzlich bekomme ich einen Raum geschenkt, in der ich nachspüren kann, ob und wo und wie ich berührt werden will. Ich darf nachspüren, ob es das ist, was ich im Moment will. Und dann darf ich dem wirklich nachgehen und aussprechen. Dann ist es vielleicht gar keine Massage mehr, sondern es reicht, dass an einer bestimmten Stelle eine Hand, völlig absichtslos liegt und dir ihre ganze Präsenz schenkt.

Das ist so heilig und so sensationell.

Es ist ein Raum, in dem du dir selbst begegnen kannst und einfach mal nur gewahr sein darfst, mit allem was ist.

Stelle dir mal vor, wie genial das ist, wenn dir eine Zeit geschenkt wird, auf der du auf Entdeckungstour gehen darfst und nichts, wirklich nichts von dir gefordert ist. Du musst nichts erreichen, du musst nirgend ankommen, du darfst genau das da sein lassen, was da ist.

Wow.

Jetzt kommt Stress:

Wie? Ich? Ich soll Zeit bekommen, in der nichts geschehen darf? In der ich selbst entscheide, wie weit ich gehe? Und das nächste Mal darf es genau so sein, oder anders?

Ja, dafür lade ich dich ein dich zu öffnen. Lasst uns Räume schenken, in denen wir uns auf eine unspektakuläre Art und Weise begegnen.

Es kann ein Geschenk sein, wenn deine Begleiterin einfach nur da ist und dich darin unterstützt, dir selbst zu begegnen.

Auch innerhalb einer Massage darf es Möglichkeiten geben, dich zu spüren, Halt zu sagen, nachklingen zu lassen. Gib dir die Chance, nicht immer wieder über deine Grenzen zu laufen, sondern deine Grenzen auszuloten zu verweilen, zu beobachten was geht und was nicht geht. Grenzen zu überschreiten bringt dich immer wieder dahin, dass du alte Muster abspielst und dich selbst retraumatisierst.

Es ist so wertvoll, dass wir in unserer Zeit die Möglichkeit haben, alte Strukturen aufzulösen. Wir machen das in erster Linie für uns. Doch letzten Endes werden diese Strukturen sowohl in der Vergangenheit im Leben der Vorgefahren verändert, als auch für die Zukunft. Alles, was wir in uns freisetzen, ist ein Edelstein, ein Leuchten für die nächsten Generationen.

Niemand, wirklich niemand ist nicht willkommen. Wir haben alle einen Sinn, weshalb wir hier auf Erden wandeln. Auch wenn ich selbst nicht weiß, wo und wie ich einen Sinn finden kann, das macht nichts. Wenn wir in uns hinein lauschen und etwas finden, wofür wir wirklich brennen, dann ist es genau das. Dieser kleine Funke kann eine große Flamme werden. Für all diejenigen, die genau für diese Flamme brennen. Mehr ist nicht nötig.

Es ist wie bei Beppo, dem Straßenfeger, in der Geschichte von“Momo“. Er sah nicht den gesamten Weg, sondern nur den einen Strich, den er in diesem Moment fegen wollte. Und plötzlich ist er am Ende der Straße angelangt.


Und nun gönne dir eine Zeit, nur für dich, in der du dich vielleicht selbst berührst. Jedoch dieses Mal im Zeitlupentempo. Fühl jeden Zentimeter an dir und in dir. Nimm wahr, was in dir geschieht, wenn du dich selbst mit so einer achtsamen Berührung beschenkst.


Lasst uns Achtsamkeit und Zeit in unser Leben fließen.

Das wird so viel Power freisetzen.

In diesem Sinne

AHO



























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